Brennnesseln – der Trumpf für die Artenvielfalt

Brennnesseln, wie die Große Brennnessel (Urtica dioica) sind eine der bekanntesten Wildpflanzengattungen in unseren Gefilden. Von einigen bereits sehr geschätzt als Heilpflanze, Wildkraut als Gemüse oder einheimisches Superfood mit all den Spurenelementen und Mineralstoffen. Von den anderen rausgezupft und weggeworfen. Grund genug, die Brennnesseln mal aus der Natursicht zu betrachten!

Brennnesseln – das Ass im Ärmel

In unseren Breitengraden sind besonders die Kleine Brennnessel (Urtica urens) und die Große Brennnessel (Urtica dioica) verbreitet. Auffälliger ist die Große Brennnessel mit ihren Wuchshöhen von bis zu 1,50 m. Wertvoll und nahezu unverzichtbar für die Artenvielfalt sind beide. Verpönt und sogar verachtet, so wächst die Brennnessel nichtsahnend für viele als Dorn im Auge vor sich hin. Und bereichert damit ganz nebenbei die Artenvielfalt. Wo sie wächst, ist der Boden reich an Nährstoffen, besonders Stickstoff. Denn sie ist ein ausgesprochener Stickstoffzeiger. Mit spitzer Hacke wird ihr zu Leibe gerückt. Doch die Brennnessel weiß sich zu wehren: wer sie unsittlich anlangt wird zugleich belangt, und zwar von der Brennnessel herself höchstpersönlich! Denn die Stängel und Blätter besitzen viele gut sichtbare Brennhaare. Bei Berührung knicken diese ab und bohren sich in die Haut. Die enthaltenen Wirkstoffe führen zu Juckreiz und Brennen. Verstärkt wird dieser Effekt durch die UV-Strahlung der Sonne.

Diese Wehrhaftigkeit der Brennnessel macht sie auch bei einigen so unbeliebt. Doch während sich die einen darüber ärgern, können die anderen sich etwas positives davon abgewinnen. Denn diese schwören auf die durchblutungsfördernde Wirkung, beispielsweise bei Rückenleiden.

Artenvielfalt fördern

Die Große Brennnessel ist unkompliziert und siedelt sich meist von allein an! Das einzige was sie braucht, ist ein nährstoffreicher Boden. Doch für welche Arten die Brennnessel attraktiv ist, ist abhängig von ihrem Standort. Sie wächst im sonnigen, halbschattigen und sogar schattigen Bereich mit entsprechender Bodenfeuchte. Besonders Schmetterlinge bevorzugen nicht alle gleichermaßen dieselben Standorte. Das Tagpfauenauge legt seine Eier an der Großen Brennnessel in der Sonne mit eher trockenerem Boden ab. Das Landkärtchen fliegt lieber Brennnesseln an, die im (halb-)schattigen und feuchteren Bereich stehen. Andere Tag- und Nachtfalter sind ebenfalls streng spezialisiert auf diese Pflanze als Nahrungspflanze für ihre Raupen. Das bezeichnet man als „monophag“. Käfer, Wanzen und sogar ein Pilz sind streng spezialisiert auf die Brennnessel. Kommt die Große Brennnessel nicht in dem Habitat vor, so können auch die entsprechenden, spezialisierten Tiere und Pilze nicht entdeckt werden.

Um die Artenvielfalt zu fördern braucht es also vor allem Gelassenheit. Dadurch, dass die Große Brennnessel einen mittlerweile schlechten Ruf erhalten hat, ist es höchste Zeit ihr Image wieder aufzuwerten! Auch hier gilt natürlich: die Vielfalt macht´s! Neben der Raupennahrung brauchen die erwachsenen Falter blühende Pflanzen mit reichlich Nektar. Käfer und Wanzen brauchen Pflanzen mit Nektar und gut zugänglichem Pollen. Diese Pflanzen wachsen häufig auf nährstoffärmeren Böden. Der Großen Brennnessel im Garten oder sogar auf dem Balkon einen wohlverdienten Standort zu gönnen, ist eine Bereicherung für die Artenvielfalt und für uns und unser Naturverständnis.


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