Honigbiene vs. solitäre Wildbiene – Nistweise und Nahrungsansprüche

Wie sich Honigbienen und solitäre Wildbienen in ihren Merkmalen voneinander unterscheiden, findet ihr in dem Beitrag Honigbiene vs. solitäre Wildbiene – Erkennen und bestimmen. Doch auch in ihrer Nistweise und in ihren Nahrungsansprüchen unterscheiden sie sich deutlich voneinander.

Nistweise bei den Honigbienen

Honigbienen als domestizierte Form in der Obhut des Imkers und der Imkerin leben als Bienenvolk in einem Staat. Sie bauen Waben und ziehen hier ihren Nachwuchs groß. Die Waben werden von den Honigbienen aus Wachs an den von dem Imker und der Imkerin zur Verfügung gestellten Rähmchen gebaut. Diese befinden sich wiederum in den Beuten. Als Beuten werden die meist aus Holz bestehenden Behausungen genannt. Erst durch den Einzug eines Honigbienenvolkes werden sie zum sogenannten Bienenstock. Im vorderen, unteren Bereich befindet sich das Ein- und Ausflugloch. Hierdurch gelangen die Bienen in ihre Behausung.
Ein Honigbienenvolk hat eine Hierarchie und Arbeitsteilung und weist bis zu 50.000 Individuen auf. Das Bienenvolk besteht aus einer Königin, die mehrere Jahre alt werden kann, den weiblichen Honigbienen, die als Arbeiterinnen bezeichnet werden und den männlichen Honigbienen, den Drohnen.
Die Königin in einem Staat legt Eier. Pro Tag sind das mehrere hundert bis tausend Eier, aus denen nach einigen Wochen zunächst kleine Larven schlüpfen. Sie sorgt damit für den Nachwuchs und bleibt normalerweise ausschließlich im Bienenstock.
Die Arbeiterinnen sind die Honigbienen, die aus befruchteten Eier entstehen. Das sind die Honigbienen, die wir auch an den Blüten antreffen. Doch haben sie je nach Alter unterschiedliche Aufgaben in ihrem Volk. Frisch geschlüpft halten sie sich im Bienenstock auf und verrichten hier Tätigkeiten, wie das Sauberhalten der Behausung. Erst mit der vollständigen Entwicklung ihres Stachelapparates fliegen sie aus, sammeln Nektar und Pollen oder Erkundschaften neue Sammelgebiete. Mit dem Pollen und Nektar versorgen sie sich, die Königin und den Nachwuchs. Die männlichen Honigbienen schlüpfen meist im Sommer und leben nur kurz. Sie entstehen aus unbefruchteten Eiern und fliegen in den Sommermonaten auf der Suche nach Jungköniginnen, um diese zu befruchten.
Arbeiterinnen leben ein bis zwei Monate. Mit Ausnahme der Arbeiterinnen, die erst im Spätsommer schlüpfen. Denn diese überwintern als erwachsene Individuen gemeinsam mit der Königin im Bienenstock.

Nistweise bei den wilden Bienen

Im Unterschied zu den Honigbienen bilden solitäre Wildbienen keinen Staat. Die Nistweise unterscheidet sich gänzlich von den Honigbienen. Denn die solitären Wildbienen sind ganz allein für die Anlegung der Nistkammern und für die Versorgung der Nachkommen verantwortlich. Hierbei nisten sie auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Mehr als 75 % der heimischen Arten legen ihre Nistkammern im Boden an. Dafür graben sie Löcher in sandigen oder lockeren Boden. Eine Nistkammer kann mehrere Meter unter der Erdoberfläche liegen. Wieso freie Stellen in Rasenflächen also ein Beitrag zum Artenschutz sein können, könnt ihr in dem Beitrag Unliebsame Unzierde oder wertvolle Nistmöglichkeit? lesen. Andere solitär lebende Wildbienenarten nisten in hohlen Pflanzenstängeln oder schmalen Mauerspalten.

Je nach Wildbienenart leben sie meist rund drei bis fünf Wochen. Nachdem die weibliche Wildbiene geschlüpft ist, paart sie sich und macht sich auf die Suche nach einer geeigneten Nistmöglichkeit. Je nach Wildbienenart und Standort-Bedingungen werden meist zwischen 20 und 30 Nistkammern angelegt, in welche jeweils nur ein einzelnes Ei gelegt wird. Neben das Wildbienen-Ei legt sie ein Pollen- und Nektarpaket und verschließt die Kammer sorgfältig mit Lehm, Pflanzenteilen oder kleinen Steinchen. Schlüpft die kleine Wildbienen-Larve aus dem Ei, ernährt sie sich hiervon, bevor sie sich verpuppt. Die meisten solitären Wildbienenarten überwintert als Larve oder erwachsene Wildbiene in der Nistkammer. Werden Nisthilfen aufgehängt, müssen diese deshalb unbedingt auch im Winter draußen bleiben. Die weibliche solitäre Wildbiene lernt ihren Nachwuchs nicht kennen. Sie vertraut darauf, dass alles gut wird.

Nahrungsansprüche – Eine Gemeinsamkeit und doch große Unterschiede

Nistweise und Nahrungsansprüche - Wildbiene und Sonnenblume
Eine Wildbiene an der Sonnenblume © Franziska Becker

Eine Gemeinsamkeit die Honigbienen und Wildbienen bei ihren Nahrungsansprüchen haben, ist das Sammeln von Nektar und Pollen. Sie selbst brauchen insbesondere den süßen Energiegeber Nektar, während der eiweißreiche Pollen für den Nachwuchs ist. Doch besonders bei den Wildbienen ist der Pollen entscheidend über den Fortbestand der Art. Denn viele von ihnen sind oligolektisch oder sogar monolektisch. Das bedeutet, sie brauchen von ganz bestimmten Pflanzenarten den Pollen, damit ihr Nachwuchs überlebt. Honigbienen dagegen sind polylektisch, das heißt, sie müssen nicht von speziellen Pflanzenarten den Pollen für ihren Nachwuchs sammeln.

Auch der Flugradius unterscheidet die Honigbienen von den solitären Wildbienen. Honigbienen bevorzugen Futterquellen in der Nähe der Bienenvölker. Doch fliegen sie auch 3 km und mehr für die Nahrungssuche. Der Imker oder die Imkerin stellt die Beuten häufig an blühenden Feldern oder Wiesen auf. So müssen die Honigbienen keine weiten Strecken zurücklegen. Aus dem Nektar produzieren sie Honig, den sie für Zeiten bevorraten, in denen wenig blüht. Durch diese Energiequelle ist es der Honigbiene möglich, den Bienenstock im Winter warm zu halten. Denn die Honigbienen halten keinen Winterschlaf. Sie bilden die sogenannte Wintertraube, bei der sie dicht zusammenrücken, um sich und die Königin warm zu halten. Erntet der Imker oder die Imkerin den Honig, muss sichergestellt sein, dass ausreichend Honig in den Beuten verbleibt oder ein Ersatzstoff als Ausgleich zugefüttert wird.
Die solitären Wildbienen sammeln hingegen meist in einem Umkreis von weniger als 1 km. Das zeigt, wie wichtig die Kombination aus Nistmöglichkeiten und Nahrungsangebot für die solitären Wildbienen ist.

Vielfältiges Blütenangebot

Vor allem Wildkräuter und Wildpflanzen, wie Gundermann oder Wiesen-Schaumkraut, sind besonders wertvoll für die Wildbienen. Wer mehr dieser Wildpflanzen, die sich meist von ganz alleine ansiedeln, in seinem Garten und auf dem Balkon zulässt, fördert die Artenvielfalt und unterstützt den Erhalt der solitären Wildbienenarten.

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