Kleiner Samen, großer Baum – Baumsämlinge im Garten

Bäume haben ganz unterschiedliche Verbreitungsarten für die Samen entwickelt. Eichen und Buchen lassen ihre Samen im Herbst unter die Kronen der Bäume fallen. Sie vertrauen auf die Unterstützung der Vögel, wie dem Eichelhäher und Säugetieren, wie dem Eichhörnchen, die die Samen mitnehmen und verstecken. Manchmal werden die Samen so gut versteckt, dass aus ihnen im darauf folgenden Jahr ein kleiner Baum wächst. Aber auch die Verbreitung durch den Wind ist eine sehr häufige Verbreitungsart. Das finden wir zum Beispiel bei Pappeln und Weiden. Mit ihren flauschigen Haarkränzen schweben sie sogar kilometerweit. Auch die Samen der Ahornbäume werden durch den Wind verbreitet. Sie wirbeln jetzt im Herbst wie kleine Propeller durch die Luft und fliegen damit mehrere Meter. Treffen sie auf fruchtbaren Boden, wachsen aus ihnen im darauf folgenden Frühjahr und Sommer kleine Baumsämlinge.

Baumsämlinge Ahorn
Ein kleiner Baumsämling des Ahorns im Frühjahr © Franziska Becker

Auch im Garten und sogar auf dem Balkon in den Töpfen lassen sich die Samen nieder. Meist sind es die Baumsämlinge des Spitz-Ahorns (Acer platanoides), des Berg-Ahorns (Acer pseudoplatanus) und des Feld-Ahorns (Acer campestre), die uns zuerst auffallen. Sie zu erkennen und zu unterscheiden ist nicht schwierig, denn sie haben unterschiedliche Blattformen.

Baumsämlinge erkennen – Spitz-Ahorn, Berg-Ahorn und Feld-Ahorn

Die Blätter des Spitz-Ahorns sind, wie der Name es bereits vermuten lässt, an den glatten und spitz zulaufenden Blatträndern zu erkennen. Die Blüten erscheinen, bevor der Spitz-Ahorn seine Blätter vollständig ausgetrieben hat. Sie blühen zwischen März und Mai und bieten unterschiedlichen Insekten wichtigen Nektar und Pollen. Vollständig ausgewachsen, erreicht der Spitz-Ahorn Höhen von 20 bis 30 Metern und kann ein Alter von bis zu 200 Jahren erreichen. Seine ersten Blüten treibt er meist ab einem Alter zwischen 15 Jahren und 25 Jahren aus.

Spitz-Ahorn Baumsämlinge
Die Blätter des Spitz-Ahorns haben einen glatten Blattrand der jeweils spitz zuläuft © Franziska Becker

Die Blätter des Berg-Ahorns sind an den abgerundeten Blattenden zu erkennen. Anders als beim Spitz-Ahorn, blüht der Berg-Ahorn im Mai und Juni während die Blätter schon entwickelt sind. Für Hummel, Wildbiene und Co. sind sie eine wertvolle Nektar- und Pollenquelle. Ein ausgewachsener und als Einzelbaum stehender Berg-Ahorn kann Wuchshöhen von bis zu 40 Metern erreichen bei einem stattlichen Alter von bis zu 500 Jahren. Die ersten Blüten erscheinen meist nach 25 Jahren bis 40 Jahren.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Samen und frisch ausgetriebenen Baumsämlinge ein Toxin beinhalten, welches für Weidetiere, vor allem für Pferde stark giftig ist. Sie konnten damit den Auslöser der sogenannten atypischen Weidemyopathie ausmachen.

Berg-Ahorn Baumsämlinge
Der Berg-Ahorn hat im Gegensatz zu dem Spitz-Ahorn abgerundete Blattspitzen © Franziska Becker

Der Feld-Ahorn erinnert in seiner Blattform ein wenig an die Blätter einer Feige. Sie bestehen aus fünf sogenannten Lappen und haben abgerundete und eingekerbte Ränder. Auch der Feld-Ahorn treibt die Blüten ab Mai aus, nach dem Laubaustrieb. Von bestäubenden Insekten werden sie gerne besucht. Mit einer Wuchshöhe von meist 10 bis 15 Metern bleibt er etwas niedriger als Spitz- und Berg-Ahorn. Er kann aber auch ein Alter von bis zu 200 Jahren erreichen. Seine erste Blüte treibt er meist ab einem Alter zwischen 15 Jahren und 25 Jahren aus.

Feld-Ahorn Baumsämlinge
Die Blätter des Feld-Ahorns sind gut an den fünf sogenannten Lappen und an den abgerundeten und eingekerbten Blatträndern zu erkennen © Franziska Becker

Wichtiger Bestandteil des Mischwaldes

Heimisch sind sie in Deutschland alle. Sie gehören sogar zum wichtigen Bestandteil des (Berg-)Mischwaldes. Ein Mischwald kommt besser mit den vorherrschenden und schwankenden klimatischen Bedingungen zurecht, im Vergleich zu sogenannten Monokulturen. Die Vielfalt der unterschiedlichen Baumarten stärkt die Vitalität der Bäume und kann die starke Vermehrung von Insekten, wie zum Beispiel dem Borkenkäfer, verringern. Diese haben es auf ihre jeweiligen Wirtsbäume abgesehen. Ist der Baum geschwächt oder der Befallsdruck so hoch, wird dieser geschädigt. Ein gesunder Baum wehrt sich dagegen mit einer erhöhten Harzproduktion.

Vor allem bedingt durch die Wuchshöhe, ist es meist nicht möglich, einen Ahorn im Garten wachsen zu lassen. Aber vielleicht graben wir die noch kleinen Baumsämlinge einfach aus der Erde aus, statt sie umzumähen oder auf den Kompost zu geben. Und schenken sie unserem Förster des Vertrauens! Mit den kleinen Baumsämlingen kann er so, ganz nachhaltig, den Wald der Zukunft pflanzen.

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