Taxonomie – Die Wissenschaft der Benennung

In der Biologie wird als Taxonomie die kategorische Einordnung von Organismen bezeichnet. Pflanzen, Tiere und auch Mikroorganismen, die sich ähnlich bzw. verwandt sind oder ähnliche Eigenschaften aufweisen, können somit leichter zugeordnet werden. Die bekanntesten Einteilungen bei den Pflanzen ist hierbei die Pflanzenfamilie, Pflanzengattung und Pflanzenart. Pflanzenfamilien weisen dabei ganz grobe Gemeinsamkeiten in ihren Eigenschaften auf. So können Pflanzen, die zur Familie der Hülsenfrüchtler gehören, durch Knöllchenbakterien Luftstickstoff fixieren und nutzen. Die einzelnen Gattungen der Pflanzenfamilien sind allerdings sehr variabel in ihrer Erscheinung und ihren Merkmalen. Die Einordnung auf Gattungsebene ist hier schon spezifischer. Pflanzenarten einer Gattung weisen gemeinsame morphologische Merkmale auf. Der Bauplan sozusagen. Innerhalb der Gattungen finden sich dann die Arten.

Taxonomie – nur was für studierte Biologen und Biologinnen?

Natürlich haben Menschen aus den jeweiligen Fachbereichen einen entscheidenden Vorteil in der Klassifizierung und Benennung von Arten. Doch ihr müsst dafür keineswegs studiert oder eine Ausbildung in diesem Bereich absolviert haben! Denn wenn ihr eine Pflanze erkennt und ihren Namen wisst, habt ihr schon die taxonomische Einordnung vorgenommen! Entdecken wir beispielsweise eine krautige Pflanze mit kleinen, weißen Blüten, bei der jede Blüte sternenförmig vier Blütenblätter hat. Die quirlständig-angeordneten Blätter und die weißen Blüten erinnern uns an Waldmeister oder Kletten-Labkraut. Hier haben wir also den ersten Hinweis, der uns zu der gesuchten Pflanze führen kann. Nun ist es wichtig zu wissen, zu welcher Gattung der Waldmeister und das Kletten-Labkraut gehören und forschen zu der Gattung Galium, Pflanzenfamilie der Rötegewächse, mal weiter. Die Blätter duften nicht und weisen auch keine klebrigen Härchen auf. Durch die weißen Blüten und die Blütezeit, die Wuchseigenschaften und den Standort an dem es wächst, kommen also das Weiße Labkraut (Galium album) und das Wiesen-Labkraut (Galium mollugo) in Frage. Zwar ist das Wiesen-Labkraut in Mitteleuropa seltener als das Weiße Labkraut, aber auf Grund der großen Ähnlichkeit werden sie häufig in der Artengruppe Galium mollugo agg. zusammengefasst.

Pflanze erkannt!

Ihr seht also, Taxonomie ist gar nicht so schwierig und selbst wenn die genaue Bestimmung der Art erst durch Annäherung möglich ist, hilft uns unsere Pflanzenkenntnis trotzdem weiter. Denn wenn wir nun diese hübsche Pflanze am Wegesrand oder im Garten entdecken, können wir uns erstmal freuen, dass wir hier eine Labkraut-Art erkannt haben! Diese einheimischen Galium-Arten sind Wildpflanzen, die sich sogar mit ein bisschen Glück von ganz alleine im Garten oder im Balkontopf ansiedeln. Und welche Raupen brauchen Galium-Arten nochmal zum Überleben? Richtig! Zum Beispiel die Raupen vom Taubenschwänzchen. Ein mittelgroßer Nachtfalter, der tagaktiv wie ein kleiner Kolibri im schwirrenden Flug an unterschiedlichen Blüten saugt. Aber auch weitere, streng spezialisierte Falter brauchen Labkräuter! Indem wir also wissen, welche Pflanze dort wächst, erkennen wir einen ganzen, kleinen Kosmos an Zusammenhängen und betrachten die Pflanze mit ganz anderen Augen. Pflanzenkenntnis schafft Wertschätzung!

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