Wer Blattläuse an den Pflanzen entdeckt, ist meist nicht ganz so entzückt. Saugen sie doch an den Pflanzensäften von den Pflanzen, die wir gepflanzt oder sogar selbst herangezogen haben. Außerdem verkleben sie alles mit ihrem Honigtau! …Für was sind die also schon gut?
Doch als wichtiger Bestandteil des Ökosystems sind Blattläuse viel mehr, als nur die fiesen Pflanzensaftsauger! Höchste Zeit, die kleinen Blattläuse mal genauer zu betrachten.
Eine faszinierende Lebensweise
Fangen wir mit der Faszination für die Lebensweise der Blattlaus an. Blattläuse können sich selbst klonen. Aus einer Blattlaus schlüpft eine kleine Blattlaus, die genetisch identisch ist. Ohne vorherige Paarung (Parthenogenese) gebären Blattläuse dadurch im Sommer viele kleine Blattläuse (Viviparie)! Die kleinen Insekten, die im Sommer entdeckt werden können, sind deshalb alle weiblich. Sinken die Temperaturen im Herbst bringen sie männliche Nachkommen zur Welt. Individuen paaren sich und legen Eier. Diese überwintern dann an holzigen Pflanzen(-teilen).
Blattlausbefall an den Pflanzen
Aber was ist nun, wenn Blattläuse die Pflanzen befallen haben? Dann rufen sie ihre fleißigen Helfer auf den Plan! Das sind Florfliegen, Schwebfliegen und Marienkäfer, deren Larven pro Tag hunderte Blattläuse vertilgen. Auch Schlupfwespen-Arten brauchen sie für die Entwicklung ihrer Nachkommen. Und wenn Wildvögel auf viel proteinreiche Nahrung für ihren Nachwuchs angewiesen sind, sammeln sie Mengen der Blattläuse und verfüttern sie. Bei so vielen Fressfeinden, ist es also kein Wunder, dass die Blattlaus im Sommer nicht auf langdauernde Eiablage mit Entwicklungsphasen zurückgreift. Aber Blattläuse haben nicht nur Feinde, sondern auch Beschützer. Und zwar Ameisen. Denn Blattläuse an den Pflanzen ernähren ganze Ameisen-Staaten! Sie sammeln den Honigtau von den Blattläusen und verteidigen im Gegenzug ihre Blattlausfarm vor potentiellen Angreifern.
Blattläuse – mehr als nur Pflanzensaftsauger
Sowohl als lebende Blattlauskolonie als auch als Bestandteil der Nahrungskette für andere Insekten und Wildvögel sind sie also unentbehrlich. Ohne sie, würde es viele andere Insekten gar nicht geben! Denn sie sind auf das Vorkommen angewiesen, da sie sich ausschließlich von Blattläusen ernähren.
Auch wenn sie also den Anschein machen, uns ärgern zu wollen, sind sie interessante und überaus wichtige Lebewesen im Ökosystem. Deshalb sollten die von Blattläusen befallenen Pflanzen erstmal nur beobachtet und weder chemisch-synthetische noch andere Mittel genutzt werden. Wer auf die natürlichen Gegenspieler, mit strukturreicher Gestaltung und blühenden Pflanzen im Garten und auf dem Balkon setzt, tut somit aktiv etwas für die Artenvielfalt!