Jetzt im Frühling fallen sie besonders auf: Freie Erdstellen in Rasenflächen. Meist sind es nur vereinzelte, kleinere Stellen, aber einige sehen es als eine unliebsame Unzierde an. Freie Stellen im Rasen können vielerlei Gründe haben. So hat ein trockener und sehr sonniger Sommer einen nachteiligen Effekt auf das grüne Gut. Der Rasen bekommt zu wenig Niederschlag, wird braun und vertrocknet. Ein anderer Grund können unterschiedliche Pilze sein, die es auf die Gräser des Rasens abgesehen haben. Auch eine Verdichtung durch häufiges Betreten in Kombination mit Nässe kann die Ursache sein.
Können wir diesem vermeintlich unliebsamen Makel auch etwas Gutes abgewinnen?
Ja! Wenn wir uns auf die Suche nach diesen freien Erdstellen machen, können wir mit viel Glück ein kleines, rundes Erdloch entdecken. An den Rändern ist die Erde hinausgeschafft und wirkt wie gleichmäßig aufgeschüttet. Es ist viel zu klein für ein Mäuseloch und zu groß für den Eingang zu einem Ameisenbau. Doch wer hat sich hier angesiedelt?
Es ist eine solitäre Wildbiene, die eine Bleibe für ihre Nachkommen gefunden hat. Nachdem sie die einzelnen Nistkammern angelegt und jeweils ein Nektar- und Pollenpaket neben das Wildbienen-Ei gelegt hat, verschließt sie das kleine Loch im Erdboden wieder. Eine der Wildbienenarten, die so nistet, ist die Hosenbiene. Sie ist gut an den Bürstchen an ihren Hinterbeinen zu erkennen.
So unterschiedlich die Wildbienenarten und ihre Ansprüche an die Nistmöglichkeiten sind, so unterschiedlich ist auch die Wahl der Pflanzen, an denen sie Nektar und Pollen sammeln. Manche Hosenbienen haben sich auf bestimmte Pflanzenarten oder -familien spezialisiert und sammeln zum Beispiel nur an Korbblütlern ihren Pollen. Es wird deutlich, wie wichtig nicht nur das Vorkommen einer geeigneten Nistmöglichkeit ist, sondern auch das Vorkommen bestimmter Pflanzenarten.
Rund zwei Drittel der bei uns heimischen Wildbienen sind auf das Vorkommen von freien Erdstellen angewiesen. Das ist doch ein ziemlich gutes Argument, sich nicht nur darüber zu ärgern, sondern zu beobachten, ob bereits eine Wildbiene dieses meist nicht beabsichtige Angebot einer wertvollen Nistmöglichkeit angenommen hat.