Bei einem Streifzug durch die Natur finden wir jetzt im astronomischen Spätherbst nur noch ganz vereinzelt Blühendes. Umso mehr fallen nun die Samenstände der Pflanzen auf, die uns mit ihrer Blütenpracht erfreut haben. Die Samenstände von zwei Pflanzen, die wir nun ganz leicht finden können, sind die der Stockrose (Alcea rosea) und der Kleinen Braunelle (Prunella vulgaris).
Die Samen der Kleinen Braunelle reifen bereits ab Juli in den Samenkapseln heran. Da die Kleine Braunelle je nach Lage bis weit in den Oktober und auch darüber hinaus blüht, können wir die Samen auch jetzt noch sammeln.
Die Samen werden als Klausen bezeichnet und sind mit 0,1 cm recht klein. Je Kapsel können meist vier Klausen gesammelt werden. Sammelreif sind sie, wenn sich die Kapseln braun verfärbt haben.
Am einfachsten lassen sich die Samen sammeln, indem der Samenstand nach unten in ein Behälter geschüttelt wird. Durch leichtes drücken des Samenstandes, lösen sich die Klausen aus den Kapseln, sodass wir die vormaligen Blütenköpfchen nicht abschneiden müssen. Wer die Kleine Braunelle noch nicht kennt, kann es hier nachlesen.
Die Samen der Stockrose sammeln
Wenn die Stockrose blüht, ist sie mit ihrer Wuchshöhe meist die Größte. Aus den vormaligen handtellergroßen Blüten entwickeln sich ab September die bis zu 3 cm im Durchmesser großen Samenkapseln. Je Samenkapsel können meist 30 bis 40 rundlich-flache Samen gesammelt werden. Mit einem Zentimeter im Durchmesser sind die Samen relativ groß. Sammelreif sind sie, wenn sich die Samenkapsel braun verfärbt hat und die dicht beieinander sitzenden Samen gut sichtbar sind. Entweder zupfen wir die gesamte Samenkapsel vom Pflanzenstängel ab oder lösen die Samen vorsichtig aus den Kapseln heraus.
Sammeln wir die reifen Samen, indem wir die Samenkapsel als Ganzes abzupfen, begegnen uns manchmal kleine langnasige Käfer. Um genauer zu sein: Langrüsslige Käfer. Es ist das Langrüsslige Stockrosen-Spitzmäuschen, das sich als erwachsener Käfer von den Blättern der Stockrose ernährt. Auch Blütenknospen werden nicht verschmäht. Hier hinein legt das Stockrosen-Spitzmäuschen ein Ei. Die Larve entwickelt und verpuppt sich, während sich eine Samenkapsel bildet.
Die Förderung natürlicher Gegenspieler trägt aber dazu bei, dass wir uns dennoch sowohl an den Blüten erfreuen, als auch Samen sammeln können. Natürliche Gegenspieler der Käfer sind zum Beispiel Wildvögel. Wenn wir also solch einen kleinen Kerl finden, setzen wir ihn einfach in die Samenkapsel zurück und bringen ihn zurück in die Natur. Denn hier überwintern sie in der wärmenden Streuschicht im Laub.
Sind die gesammelten Samen unversehrt und weisen keine Löcher auf, sind sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit noch keimfähig und bereit zum Aussäen.