Ohrenkneifer werden rund 1,5 cm groß und sind hellbraun bis rötlich-schwarz gefärbt. Je nach Region haben sie unterschiedliche Bezeichnungen. Mal werden sie als Ohrenkneifer bezeichnet, mal als Ohrwurm oder auch als Ohrlaus. Doch meinen wir immer dieses eine Insekt, mit den auffälligen Zangen am Hinterleib.
Die Zangen werden bei der Paarung und bei der Jagd nach kleinen Insekten, wie Blattläusen, eingesetzt. Aber auch wenn sich der Ohrenkneifer bedroht fühlt, kommen die Zangen zum Einsatz. Er hebt den Hinterleib an und streckt die Zangen in Richtung der potentiellen Bedrohung. Ganz schön mutig! Was im ersten Moment so wirkt, ist für uns allerdings nicht gefährlich. Die Kraft der Zangen ist nicht stark genug, um beispielsweise die Haut zu durchdringen. Auch dienen uns die Zangen der Bestimmung des Geschlechtes. Die Männchen haben kräftige und gebogenere Zangen, im Gegensatz zu den Weibchen.
Da Ohrenkneifer nachtaktiv sind, verbringen sie den Tag gut versteckt. Häufig begegnen wir ihnen, wenn wir Pflanztöpfe anheben, unter denen noch Platz für die kleinen Nützlinge ist. Auch in Totholzhaufen fühlen sie sich wohl. Wenn wir genau hinschauen, können wir sie sogar manchmal kopfüber schlafend in Samenständen oder Blüten entdecken. Nur die Zangen am Hinterleib sind sichtbar.
Sie ernähren sich von Blattläusen, Milben, Falllaub und sogar von Pilzen, wie dem Mehltau. Manchmal fressen sie Pflanzenteile, wie Blüten oder Knospen an. Insekten-Experten gehen davon aus, dass dieses vor allem bei anhaltender, trockener Witterung vorkommt, da die Ohrenkneifer so ihren Wasserhaushalt regulieren. In Anbetracht ihres Nützlings-Dasein beim vertilgen von Blattläusen und dem Zersetzen von Falllaub auf dem Weg zu wertvollem Humus, überwiegt normalerweise trotzdem der Nutzen im Garten.
Brutfürsorge der Ohrenkneifer
Etwas ganz besonderes ist die Brutfürsorge der Ohrenkneifer. Das Weibchen legt in eine angelegte kleine Bruthöhle, unter Steinhaufen oder in Rindenspalten Eier ab. Sie verschließt diese Kammern und Spalten allerdings nicht, sondern bewacht sie, bis die kleinen Ohrenkneifer geschlüpft sind. Das Weibchen kümmert sich fürsorglich um die Eier, dreht und säubert sie. Es verteidigt die Eier sogar gegen Fressfeinde, wie Spinnen. Sind die kleinen Ohrenkneifer geschlüpft, häuten sie sich bis zu fünfmal, bis sie ihre tatsächliche Größe erreicht haben.
Manchmal verirrt sich ein Ohrenkneifer und läuft in der Wohnung umher. Dem kleinen Nützling kann hier ein angefeuchtetes und zusammengeknülltes Papiertuch als Rückzugsort und Versteckmöglichkeit angeboten werden. Erfolgreich angelockt, können wir ihn so zurück in die Natur setzen. Hier kann er sich wieder ans Werk machen und uns vor zu vielen, gefräßigen Blattläusen und dem Mehltau auf den Blättern schützen.